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„Ich denke ja gar nichts, ich sage es ja nur.“
Ödön von Horváth hat sich als „Chronist seiner Zeit“ gesehen und an einer steten „Demaskierung des Bewusstseins“ mittels Literatur gearbeitet.
Mit seiner Durchdringung der kleinbürgerlichen Sprache, pointiert gefasst im Begriff des „Bildungsjargons“, seiner konzisen Sprachkritik und seinen „irren Sätzen“ (Peter Handke) wirkte er stilprägend für die deutschsprachige Literatur nach 1945. AutorInnen wie Peter Handke, Peter Turrini, Wolfgang Bauer, Franz Xaver Kroetz, Werner Schwab, Elfriede Jelinek, Felix Mitterer, Dea Loher und René Pollesch stehen deutlich in der dramatischen Nachfolge Horváths.
Ödön von Horváth gehört heute zu den meistgespielten Dramatikern auf deutschsprachigen Bühnen. Stücke wie Italienische Nacht, Geschichten aus dem Wiener Wald (beide 1931) und Kasimir und Karoline (1932) wurden bereits zu Lebzeiten des Autors als Erneuerung des Volksstücks gefeiert.
Dabei hat er immer wieder auch versucht, die gesellschaftlichen Strukturen „vom Standpunkt der Frau aus“ zu betrachten und dabei seine berühmten Fräulein-Figuren wie Marianne, Karoline und Elisabeth geschaffen. Mit Stücken wie Sladek, der schwarze Reichswehrmann (1929) und Italienische Nacht (1931) positionierte er sich deutlich gegenüber dem aufkommenden Nationalsozialismus und der Bedrohung der noch jungen Weimarer Republik. Nachdem er 1931 für Geschichten aus dem Wiener Wald den renommierten Kleist-Preis erhalten hatte, wurde er selbst Ziel nationalsozialistischer Agitation. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland bedeutete für seine noch junge, vielversprechende Karriere als Dramatiker einen jähen Abbruch. Seine Stücke wurden im reichsdeutschen Gebiet nicht mehr gespielt, bereits geplante Uraufführungen abgesagt, sodass er sich dazu gezwungen sah, sich im reichsdeutschen Filmbetrieb als Drehbuchschreiber zu verdingen. Die dabei gemachten Erfahrungen führten zu seiner radikalen Abkehr vom Deutschen Reich unter den Nationalsozialisten.
Mit Stücken wie Mit dem Kopf durch die Wand (1935), Figaro läßt sich scheiden und Don Juan kommt aus dem Krieg (beide 1936) positionierte er sich als Schriftsteller neu, seine Romane Jugend ohne Gott (1937) und Ein Kind unserer Zeit (1938) etablierten ihn als prononciert antifaschistischen Autor. Insbesondere Jugend ohne Gott zählt bis heute zum Kanon deutschsprachiger Literatur und ist ein Klassiker der Schullektüre.
Die Ausstellung verläuft entlang von drei zentralen Stücken, denen jeweils ein Bereich und damit zusammengehend ein übergreifendes Thema gewidmet ist: Ökonomie, Erotik und Politik.
Darüber hinaus werden Einblicke in die Entstehung und Rezeption der Stücke gegeben.
In der aufwendig inszenierten Ausstellung werden anhand von verschiedensten Objekten, Dokumenten, Audio- und Videobeispielen von 40 leihgebenden Institutionen und Privatpersonen die politische Substanz und brisante Aktualität von Horváths Dramatik deutlich.
Anmeldeschluss Sonntag, 16.06.2019 11:00 Uhr
Kosten
Führung € 9,00 + Eintritt Ausstellung 5,- erm. 4,- €
Teilnehmer 4 (keine Männer und 4 Frauen )
Max. Teilnehmer 6 (2 freie Plätze)
Max. Begleitpersonen Keine Begleitpersonen
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