Kino Filmmatinee: Der Regisseur ist anwesend: Das stolze und traurige Leben des Matthias Kneißl

Kino Filmmatinee: Der Regisseur ist anwesend: Das stolze und traurige Leben des Matthias Kneißl

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Das stolze und traurige Leben des Matthias Kneißl
Der „Räuber Kneißl“ wurde in Bayern schon zu Lebzeiten im Jahr 1900 zur Legende. Der Film beruht auf dem historischen Krimi­nalfall und beschreibt das letzte Jahr des Rebellen und Volkshelden. Mit 23 wird er aus dem Gefängnis entlassen, wo er eine unangemessen harte, sechsjährige Haft­strafe verbüßt hat. Als dies raus kommt, verliert er seine Anstellung als Schreiner. Er will nun mit seiner Freundin nach Amerika auswandern. Das Geld für die Überfahrt hofft er mit Straftaten zu erbeuten. Zwei Gendar­men, die ihn festnehmen wollen, sterben nach einem Schusswechsel. Trotzdem bleibt Kneißl im Dachauer Hinterland. Erst als seine Freundin ihn verrät, gelingt es, sein Versteck auszumachen. Der Bauernhof wird von hundert Polizisten tagelang belagert und dann sturmreif geschossen. Schwerverletzt wird er in einer Münchner Klinik behandelt, um 1902 in Augsburg geköpft zu werden.
Regie: Oliver Herbrich
Film dauert 72 Minuten
Oliver Herbrich drehte den Film mit 19 Jahren - sein Erstlingswerk.
einige Schauspieler/innen von damals werden auch kommen.

Ich freue mich, wenn du dich in meiner Kinogruppe anmeldest:
https://www.muenchnersingles.de/group/2114

hier einige Pressestimmen von damals:
Der erste Film des 19-jährigen Oliver Herbrich: 'Mathias Kneißl'. Den spielt an eine Figur von Bresson erinnernd Stephan Becker, nicht als Imitation des historischen Vorbilds, sondern als Person im Heute. So wie der ganze Film nicht um eine unerreichbare Authentizität bemüht ist, sondern in seinen gelungenen Passagen Bilder entwirft als Vorstellungen und nicht rekonstruierte Abbildungen.
Norbert Jochum, Die Zeit

Was diesen etwas mühsam auf stolze Melancholie eingestimmten Erst- lingsfilm von Oliver Herbrich interessant macht, ist das Geschick und die Genauigkeit des Autors, Bilder auf ein Minimum an äußerer Dramatik zu reduzieren – und dabei ein Höchstmaß an Inhalt zu erreichen. Herbrich ist ein hochbegabter Komponist optischer Konzentrationsübungen. Lange, stille Einstellungen. Zwei im Dunkel an einem Tisch, brennende Kerze, sonst nichts. Landschaft, Bauern, Soldaten: Wie Silhouetten eines fest gefügten Spiels. Der Dialog auf Kernsätze eingeschrumpft: Signale, Erfahr- ungen, Grenzzäune aus Worten.
Ponkie, Abendzeitung

Nach einer mit Holzschnitten aus Marlene Reidels Buch „Der Räuber Kneißl“ sehr geschickt illustrierten Exposition steigt der junge Autor/Regisseur direkt ein in die von Anfang an aussichtslosen Aktionen des Mathias, der sich seiner Armut und der kleinbürgerlichen Verachtung der Leute um 1900 für einen ehemaligen Zuchthäusler durch Auswanderung nach Amerika entziehen möchte. Das ruhige, die Bilder auf einfache Inhalte konzentrie- rende Konzept des Films wird hier bereits deutlich, wenn Kneißl, um die Passage auf dem Schiff für sich und seine Braut Mathilde bezahlen zu können, reiche Bauern überfällt.
Doch nie ist die Beute groß genug, um den trügerischen Traum von der Frei- heit „drüben“ verwirklichen zu können. Und am Ende erweist sich Kneißls Aufbegehren als selbstzerstörerische Illusion eines Einzelgängers, den die Bewunderung der Dörfler für sein Katz-und-Maus-Spiel mit den Gen- darmen nur immer tiefer in eine ausweglose Konfrontation mit der ver- hassten Obrigkeit treibt und der allein natürlich nichts bewirken kann. Dem Regisseur gelingt es, in sensibel gestalteten Einstellungen (Kamera: Ludolph Weyer) durch die Konzentration und Genauigkeit im Optischen ein Empfinden für Aktualität und Geschichte beim Betrachter zu evozieren.
Hans-Jürgen Weber Filmecho

Das traurige Räuberleben des Mathias Kneißl wird in diesem beachtlichen Debütfilm zu einem in Bild und Geschichte atmosphärisch-stimmigen pessimistischen Weltbild, das als Film sehens- und diskussionswert ist. Trotz einiger Unebenheiten ist dieser traurige, persönliche Film eine deut- liche filmische Zukunftshoffnung.
Wolfgang J. Fuchs, Filmbeobachter

Bewunderung verdient er allein schon deswegen, weil er „Das stolze und traurige Leben des Mathias Kneißl“ überhaupt realisiert hat und dabei sogar eine eigene Tonart entwickeln konnte, die nicht nur durch Armut und Unerfahrenheit, sondern auch durch eine konsequent durchgehaltene Atmosphäre in Bildern entsteht. Und Herbrich beharrt wohltuend auf seinem eigenen Interesse an der Figur des Mathias Kneißl, verwendet ihn weder als Gegenstand einer historischen Rekonstruktion noch als Vehikel sozialpolitischer Thesen.
Hans Günter Pflaum, SZ

Sein Film wirkt frisch und wird von einer noch nicht durch Routine verschlis- senen Ehrlichkeit geprägt. Herbrichs Kneißl ist kein Held, der die Obrigkeit an der Nase herumführt. Er ist ein Verlierer, seine Bahn ist vorgezeichnet, das Aufbegehren bringt nur Aufschub, bis das endgültige Scheitern besiegelt ist. Die Hinrichtung wird zum verkappten Selbstmord; ein einmal als krimi- nell abgestempelter Mensch hat keine Lebenschance mehr. Mit kantiger, unprätentiöser Klarheit - im Filmvorspan werden gleichsam 'programmatisch' mehrere Holzschnitte gezeigt - zeichnet Herbrich ein ganz persönlich empfundenes Bild vom 1902 in Augsburg geköpften Räuber. Dabei geht es ihm nicht um Authentizität, sondern er kommt zu einer fast parabellhaf- ten Darstellung. Mit seinen Träumen, die sich nicht verwirklichen lassen, könnte der Kneißl genauso ein Mensch von heute sein.
Ulrich Kleber, Mittelbayrische Zeitung

Die Landschaft, die Natur spielt eine große Rolle in Herbrichs Film, sie ist Verbündete und Gegner des Gehetzten, bietet ihm noch Schutz und Versteck im Sommer und zwingt ihn zur Aufgabe im Winter, nicht nur der Kälte wegen, sondern auch der Einsamkeit, die in ihr ist. Im Wald träumt Mathias von Amerika, einem Land, in dem ihn keiner kennt.
Auch wenn man Herbrichs Film an einigen Stellen den Erstling anmerkt, ist sein Gespür für das Medium Film deutlich erkennbar. Er hat nicht nur eine Erzählung bebildert, sondern Momente eigener Originalität geschaf- fen, beispielsweise das Abschlachten eines Schweins im Stall des Merkl- bauern als vorausgenommenes Ende von Mathias, ein bedrängender Moment, sprachlos sprechend.
Martina Borger, City

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