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Wer denkt hier schneller?
So genannte Dual-Process-Theorien haben mit Daniel Kahnemans Buch ‚Schnelles, langsames Denken‘ Eingang in viele Debatten gefunden. In der Moralpsychologie wird seit mehreren Jahrzehnten versucht, Dual-Process-Theorien an den ethischen Bereich anzupassen. Nach der führenden Dual-Process-Theorie, die von Greene und Haidt (2002) entwickelt wurde, setzen schnelle Prozesse (System 1) einfache Regeln um und kommen typischerweise zu deontologischen Urteilen, die von starken Emotionen unterstützt werden, während langsame Prozesse (System 2) die längerfristigen Kosten und den Nutzen der verfügbaren Optionen für alle betroffenen Parteien abwägen und typischerweise zu utilitaristischen Urteilen kommen. Jedoch haben empirische Studien zu dieser Aufteilung widersprüchliche Ergebnisse geliefert, die uns dazu veranlassen, unsere Konzeptualisierung schneller, intuitiver Prozesse im ethischen Bereich zu überdenken.
Um diese Herausforderung anzugehen, wird in diesem Vortrag ein Ansatz präsentiert, der sich an der Evolution von Mechanismen zur Erkennung und Vermeidung von Giftstoffen orientiert. Diese heterogenen Mechanismen sind bei einer Vielzahl von Tieren zu beobachten und funktionieren, ohne dass Tiere irgendwelche chemischen Gesetze oder sonstige Prinzipien verstehen müssten.
Entscheidend ist, dass der hier entwickelte Ansatz einen Schlüssel zur Interpretation der oben erwähnten Muster empirischer Befunde liefert: Obwohl schnelle moralische Mechanismen die Urteile der Teilnehmer in verschiedenen Situationen auf unterschiedliche Weise beeinflussen können, gibt es keinen Grund zu erwarten, dass sie systematisch zu deontologischen Urteilen führen, da sie weder deontologische noch utilitaristische Regeln oder überhaupt irgendwelche Regeln oder Prinzipien beinhalten. Der Ansatz beleuchtet auch eine Reihe von Fällen, die wir als ‘normative Entkopplung’ bezeichnen, in denen Menschen so tun, als würden sie ein bestimmtes normatives Prinzip unterstützten, obwohl sie das Prinzip nicht wirklich unterstützen, und eventuell nicht einmal glauben, dass andere es unterstützten. Wir erörtern Fallstudien über Fußfesseln, weibliche Genitalverstümmelung, Sexismus und Homophobie/Transphobie.
Dies ist eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Denkwerkstatt Berlin. Sie findet sowohl in Präsenz als auch virtuell statt, also hybrid. Den Veranstaltungsort ist das Kulturcafé URBAYN. Interessierte, die noch nicht auf der MoMo-Einladungsliste stehen, erhalten nach entsprechender Bitte per Email an MoMo Berlin gerne den Zoom-Link.
Sowohl der Vortrag als auch die anschließende Diskussion finden auf Deutsch statt.
Kosten
Keine Kosten
Teilnehmer 1 (keine Männer und eine Frau )
Max. Teilnehmer Keine Teilnehmerbegrenzung
Max. Begleitpersonen 5
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