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www.vermeer-immersiv.de.
Sein „Mädchen mit dem Perlenohrring“ ist weltberühmt. Jetzt kann man in einer immersiven Show in der Stuttgarter Schleyerhalle in das Werk von Vermeer eintauchen. Kann die Inszenierung mit den Originalen konkurrieren?
Als im vergangenen Jahr eine der größten Vermeer-Ausstellungen, die es je gab, in Amsterdam stattfand, waren die Tickets rasch ausverkauft. Es existieren gerade mal 36 Bilder des Niederländers, deshalb muss man weit reisen, um überhaupt ein Original sehen zu können. Und nun hängen sie alle beisammen: das Bild der jungen Frau, die am Fenster gerade einen Brief liest. Das Gemälde der Magd, die Milch aus dem Krug gießt, und natürlich sein größtes Highlight, das „Mädchen mit dem Perlenohrring“. Trotz güldener Rahmen – Originale sind es freilich nicht.
Nach „Monets Garten“ und „Tutanchamun“ hat nun eine neue immersive Show Premiere in der Stuttgarter Schleyerhalle, für die die Programmierer wieder ganze Arbeit geleistet haben. „Vermeer – Meister des Lichts“ nennt sich das neue Projekt der Alegria Exhibition GmbH, die Kunst in „multimediale Edutainment-Showkonzepte“ verwandelt und damit erfolgreich durch deutsche Städte tourt.
Über den Künstler weiß man herzlich wenig
Diesmal nun also Vermeer, ein Künstler, der es dem Team aus Story- und Sound-Designern, aus Technikern und Gestaltern allerdings nicht leicht gemacht hat. Seine Gemälde sind zwar weltberühmt und haben auch dem Kino schon Kassenschlager beschert. Über den Künstler selbst weiß man aber herzlich wenig. Anders als die anderen Malerstars des 17. Jahrhunderts war Vermeer nie bei Hofe tätig und auch keiner, um den die Mächtigen buhlten. Er lebte im kleinen Delft und malte unaufgeregt alltägliche Momente: Frauen, die Briefe schreiben oder lesen, die musizieren, handarbeiten oder einfach nur sehnsüchtig in die Ferne blicken.
Deshalb werden Leben und Werk in der neuen Show in einen größeren Kontext eingebunden – in der zentralen Präsentation geht es um den kulturellen und politischen Aufschwung der Niederlande im so genannten Goldenen Zeitalter. Die Epoche habe ein besonderer Entdeckergeist geprägt, erfährt man. Und dass die Niederländer in die weite Welt fahren konnten, wurde möglich, weil sie große Fortschritte im Schiffsbau und bei der Vermessung der Welt machten. Und hier kommt dann doch Vermeer ins Spiel, denn das „Zeitalter der Kartografie“ hat auch auf seinen Bildern Spuren hinterlassen – auf mehreren Gemälden hängen Landkarten an der Wand.
In dieser zentralen Show taucht das Publikum – auf Sitzsäcken oder Hockern sitzend – förmlich ein in die Projektionen. Hier wandern historische Karten über die Wände, dort fliegen Steine oder Blätter umher, dann wieder fließt Milch über die Flächen oder breitet sich Schaum aus. Dazwischen tauchen Frauen aus Vermeers Gemälden auf. Es sind reale Personen, die die Szenen nachgestellt haben, sich schließlich aus den Bildern lösen, die historischen Kleider ablegen und in weißen Gewändern eine längere Choreografie tanzen.
Was haben Vermeers Figuren wohl gedacht?
Neben rein dekorativen Elementen sollen diese Szenen und Momente zeigen, was Vermeers Figuren gedacht haben könnten. Auch die Zitate, die dem Künstler in den Mund gelegt wurden, sind nicht historisch überliefert, sondern erfunden – etwa „jenseits des Horizonts suchen wir einen sicheren Hafen“. Wer Fakten zu Vermeer und seinen Werken sucht, kann sich wie in einer klassischen Museumsausstellung auf Texttafeln informieren und erfährt, was etwa das „Mädchen mit dem Perlenohrring“ so besonders macht: Das Gemälde, heißt es, sei „berühmt für seinen exquisiten Einsatz von Licht, den rätselhaften Ausdruck des Dargestellten und den lebendigen Realismus“.
Sofern die Digital-Experten die Kinderkrankheiten noch überwinden, kann man sogar mit dem Mädchen mit dem Perlenohrring plaudern. KI macht es möglich, dass man animierten Reproduktionen Fragen stellt und das Gegenüber dann von Delft, Vermeer und der Malerei erzählt. Bisher allerdings ist das Angebot noch störungsanfällig. Und fragt man das Mädchen nach seinem Alter, antwortet es: „Vermeer war ein Meister des Lichts“ und plappert munter drauf los: „Das klingt wie eine Begrüßung. Habt ihr schon von meinem Leben in Delft gehört?“
Aber auch ohne dieses Angebot bietet „Vermeer – Meister des Lichts“ für verschiedene Geschmäcker etwas. Hier wurden einige der Kleider, die die Frauen auf den Bildern tragen, nachgeschneidert, und man kann Selfies mit historischem Kopfputz machen. Dort kann man dagegen mit der VR-Brille über das virtuelle Delft des 17. Jahrhunderts fliegen und Vermeers Atelier einen Besuch abstatten. Das ist informativ, aber optisch nicht allzu ansprechend, weil nur ein karges Stadtmodell ohne Menschen und Details gezeigt wird.
Am Ende ist das vielleicht auch eine Erkenntnis: Man kann mit allerhand Technik und Aufwand versuchen, den tollsten Budenzauber zu inszenieren – und trotzdem nicht so einfach der Magie und Melancholie der Kunst eines Vermeers, ihrer Tiefe und Schönheit das Wasser reichen.
Vermeer in der Schleyerhalle
Ausstellung
Die immersive Ausstellung „Vermeer – Meister des Lichts“ ist bis 16.2. in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle täglich von 10 bi 21 Uhr zu sehen.
Tickets
Der Eintritt kostet von Mo bis Do 24 Euro und von Fr bis So 26 Euro. Karten gibt es im Internet unter www.vermeer-immersiv.de.
Anmeldeschluss Sonntag, 05.01.2025 00:00 Uhr
Kosten
24.-
Altersbeschränkung ab 50 Jahre bis 65 Jahre
Teilnehmer 1 (keine Männer und eine Frau )
Max. Teilnehmer 4 (3 freie Plätze)
Max. Begleitpersonen Keine Begleitpersonen
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